Ich bin nicht hier um dir zu gefallen

Ich war ein braves Kind. So brav, dass ich als junge Erwachsene nicht wusste, dass ich auch mal Nein und Stopp sagen darf. Ich konnte nicht unterscheiden, was ich aus eigenem Bedürfnis heraus tue und was ich tue, um Erwartungen anderer zu erfüllen. Das Erfüllen der Erwartungen anderer war mein oberstes eigenes Bedürfnis geworden. Bloß niemanden enttäuschen!

Warte bis du dran bist!

Wenn ich eine Meinung hatte, behielt ich sie meistens für mich, außer man fragte mich. Allerdings fragte mich äußerst selten jemand nach meinen Ideen. Bei spannenden Gesprächen hörte ich zu und wartete darauf, dranzukommen. Da sich Menschen oft gegenseitig ins Wort fallen, kam ich meistens nicht dran. War ich am Wort, fasste ich mich kurz, um nicht zu viel Raum einzunehmen.

Nimm dich nicht so wichtig!

Ausgiebig von mir zu erzählen, erschien mir frech. Frauen, die sehr präsent waren, nervten mich. „So eine Wichtig-Tuerin!“. Ich wollte auch gehört werden, traute es mir aber nicht zu. Deshalb wertete ich diese Frauen ab, um mir nicht eingestehen zu müssen, dass ich selber was zu sagen habe.


Tritt niemandem zu nahe!

Bei meiner Hochzeit sagte mir jemand, dass ein Witz in meiner Ansprache „etwas daneben“ war. Diese Bemerkung hat mich bis ins Mark getroffen. Keinesfalls wollte ich jemandem auf den Schlips treten! Meine Stimmung war im Eimer. Mir war übel, ich war verunsichert... Rückblickend ein Wahnsinn, was ich der Meinung anderer für eine Macht gab damals.


Diese Zeiten sind vorbei

Ich habe mich in den letzten Jahren so gut geerdet, dass mich ein bisschen Gegenwind angenehm erfrischt, ein starker Wind nur mehr meine Frisur zerzaust und ein Sturm meine ganze Konzentration erfordert. Aber ich falle wegen dem Gegenwind nicht mehr um. Ich lasse mich auch nicht in alle Himmelsrichtungen forttragen.


Ich weiß, was ich will.

Ich bin jeden Tag aufs Neue gefordert, mir selbst treu zu sein. Heute ist es mir wieder misslungen. Macht nichts. Wieder was gelernt. Ich lerne ständig.

Was ich mittlerweile gut kann? Ich kann meine eigenen Bedürfnisse spüren. Meistens kann ich sie auch klar kommunizieren oder sogar selbst erfüllen. Ich fühle mich nicht mehr zuständig für die Erwartungen und die Gefühle der anderen.


Ich schaue auf mich.

Wenn ich nicht rund laufe, habe ich eine Fülle an Werkzeugen, die mir helfen, mich zu regulieren. Ich arbeite so viel, wie es mir und unserer Familie gut tut. Ich achte darauf, meine eigenen Grundbedürfnisse zu erfüllen, weil mir sonst die Kraft ausgeht. Ich sage anderen meistens früh genug und in aller Ruhe, wo meine Grenzen sind.


Ich verzeihe mir Fehler

Ich erwarte von mir selber und von anderen nicht mehr als ein Bemühen. Wenn sich etwas sehr schwierig anfühlt, überlege ich, wer mir helfen könnte. Ungebetene Ratschläge überhöre ich meistens einfach oder weise sie dankend ab. Kritik, die nicht wertschätzend und konstruktiv ist, lasse ich nicht gelten.


Ich könnte hier noch sehr lange weiterschreiben, was es für einen immensen Unterschied macht, dass ich mittlerweile mein eigener Maßstab bin. Ich verzichte zugunsten eines Lieds darauf. Hör es dir  gern an, mehr Worte von mir braucht es nicht.

Was hast du aktiv verlernt?

Für die Sterne

Manchmal finde ich etwas, das mich so tief im Herzen berührt, dass es schon fast weh tut. Zuletzt war das bei diesem Lied von Dota Kehr der Fall. Es heißt „Für die Sterne“. Der Satz im Refrain, den hätte ich gern als 6-Jährige dem Burschen ins Gesicht gesagt, der sich über mich lustig gemacht hat.

Macht aber nichts, dass ich den Satz damals noch nicht kannte. Ich freu mich umso mehr drauf, ihn demnächst auspacken zu können, wenn ich ihn brauche. Jetzt hab ich ihn immer in der Tasche.


Hier kannst du das Lied hören: