Was geht denn in Holland ab?
…fragte mich unlängst eine Bekannte. Ja, was geht in Holland ab? Massive Bauernproteste, und zwar seit Wochen.Warum? In Holland leben mehr Nutztiere als Menschen. Kein anderes europäisches Land hält mehr Vieh pro Hektar. Jedes Tier produziert Mist, wodurch Ammoniak in die Luft freigesetzt wird und Nitrat Böden und Gewässer belastet. Das wiederum bedroht Naturschutzgebiete.
Nach Jahren gescheiterter politischer Versuche, den Stickstoffausstoß zu reduzieren, macht eine Ministerin jetzt Nägel mit Köpfen. Bis 2030 müssen die N-Emissionen um die Hälfte sinken. Eine ambitionierte Maßnahme, die zugleich einen kompletten Umbau des niederländischen Agrarsystems bedeutet. Kleinere Betriebe, mehr Bio-Landwirtschaft, geringere Viehbestände, weniger Exporte.
Die Bauern fürchten um ihre Zukunft. Zu recht. Die Ziele der Ministerin sind richtig und werden auch vom Großteil der Bauernschaft mitgetragen. Was ihnen fehlt, sind die Strategien, wie die Ziele erreicht werden sollen. Sie fühlen sich nicht gesehen, nicht gehört und blockieren seit Wochen Autobahnen und Städte.
Wir brauchen mutige Politiker:innen, die vor einem radikalen Systemwandel nicht scheuen. Wir brauchen visionäre politische Ziele für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Und auf dem Weg dorthin brauchen wir Dialog, Beteiligung, Austausch. Bestenfalls: Gemeinsame Zielsetzung, gemeinsame Entwicklung von Lösungen.
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Bild: APA/AFP/Robin Van Lonkhuijsen